Jan, 2020

Round Table Informationskompetenz in Oldenburg

Am 5.12.2019 fand erneut der jährliche „Round Table Informationskompetenz“ statt; erstmals nicht am Fortbildungszentrum der FU Berlin, sondern sozusagen „auf Reisen“: Oliver Schoenbeck richtete ihn für die Gemeinsame Kommission Informationskompetenz von DBV und VDB am BIS der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg aus. Die Kommission möchte den Round Table auf diese Weise durch die Republik wandern lassen, um eine breite Beteiligung aus den Regionen zu ermöglichen. Geblieben ist das Format des „World Café“ – Arbeit an Thementischen in wechselnden Gruppen, um einen möglichst intensiven Austausch aller Beteiligten zu ermöglichen. Rund 35 Teilnehmende aus vielen Regionen Deutschlands fanden den Weg in den Nordwesten.
Die Überschrift des diesjährigen Round Table lautete „Reality Check“. Die Diskussion um Informationskompetenz in den letzten zwei Jahrzehnten sollte in ihrer Entwicklung und ihrem aktuellen Stand betrachtet werden (Eingangsfolien von O. Schoenbeck im Download ). Ein Ausgangspunkt war dabei die Entwicklung der „Standards der Informationskompetenz“ von der ersten Übersetzung der amerikanischen Standards im Jahr 2002 durch Benno Homann über den „Referenzrahmen Informationskompetenz“ bis zum „Framework for Information Literacy“ der ACRL, das derzeit die Diskussion beherrscht. Eine Leitfrage für die Diskussionen im World Café sollte dann sein, wie das Verhältnis der Standards zur Realität der Zielgruppen und deren Lebenswelten aussieht. Inhaltlich war der Round Table diesmal ein Experiment, indem er sich etwas entfernte vom direkten und eher praxisorientierten Erfahrungsaustausch der regionalen Netzwerke. Dafür bildete er mehr die aktuelle Agenda der Gemeinsamen Kommission Informationskompetenz ab, die das Konzept „Informationskompetenz“ in Hinsicht auf seine Anschlussfähigkeit an weitere Themen und Fragestellungen hinterfragen möchte.
Der Oldenburger Pädagoge Prof. Dr. Olaf Zawacki-Richter lieferte dazu einen Impuls-Vortrag. Als Inhaber der Professur für „Educational Technology“ und Direktor des „C3L – Center for Lifelong Learning“ an der Carl von Ossietzky Universität befragt er seit 2012 immer wieder Studierende in einer Längsschnittstudie über ihr Mediennutzungsverhalten. Im Vortrag berichtete er über die aktuellen – noch unveröffentlichten – Ergebnisse der 2018er Erhebung und bettete diese in eine weitere Diskussion um Digitale Kompetenzen und „Future Skills“ ein. An den Ergebnissen seiner empirischen Untersuchung ist abzusehen, dass einerseits ein „Mehr“ an Digitalisierung und Mediatisierung nicht zu einem professionelleren akademischen Umgang mit Information und Informationen führt, andererseits im selbstverständlicher werdenden Mediennutzungsverhaltung ein vielfach ungehobenes didaktisches Potenzial steckt.
Anschließend standen die fünf Thementische unter den Überschriften Standards & Co., Zielgruppen, Lebensbereiche, Akteure und Informationskompetenz an der digitalen Hochschule. Informationskompetenz sollte betrachtet werden als Thema, das nicht isolierter Inhalt von Nutzerschulungen an Hochschulbibliotheken ist, sondern auf verschiedenen Achsen eingebettet werden kann in weiterführende Fragestellungen. Der Tisch zu Standards & Co. stellte zum einen eine Lücke zwischen Standards und Praxis dar: die Überführung in die Vermittlungspraxis fordert mehr Best-Practice-Beispiele. Zum anderen bilden die Standards bisweilen Inhalte und Ziele ab, die in der Vermittlungspraxis sowieso Realität sind. Eine Erkenntnis war aber unter dem Strich, dass Standards, Framework und ähnliche Theoriemodelle deutlich zur Professionalisierung der Vermittlungsaufgaben beigetragen haben.
Die TeilnehmerInnen waren in der Diskussion herausgefordert, einmal die engeren praktischen Fragestellungen der IK-Vermittlung hinter sich zu lassen. Die Frage nach den Lebensbereichen, in denen IK eine Rolle spielen kann, bedeutete zum Beispiel, Informationskompetenz als Thema auch außerhalb der Hochschule zu denken. Schließlich führte das Nachdenken über Themen wie politische Meinungsbildung, Konsum, E-Governance uvm. dann doch immer wieder auch zu praktischen Überlegungen, die z. B. für die Planung eigener Schulungen im Hochschulkontext relevant sein können.
Privates Informationsverhalten steckt eben vielfach in Wechselbeziehungen mit dem akademischen. In Bezug auf Zielgruppen stellte sich z. B. die Frage nach der Relevanz von Informationskompetenz im Kontext des lebenslangen Lernens. Die Frage nach Akteuren sollte zu anderen „Playern“ im Sektor führen – wie z. B. Medien, Anbietern von Internetdiensten etc. – und deren Verantwortung für die Entwicklung von Informationskompetenz problematisieren. An der Digitalen Hochschule sieht sich die Informationskompetent mittlerweile eingebettet in ein weiteres Feld digitaler Kompetenzen und „literacies“ für die auch der etablierte Begriff „Medienkompetenz“ heute zu kurz greift.
In einer schnellen Schlussrunde wurde nach der Kaffeepause am Nachmittag dann noch an den fünf Tischen in die Zukunft geschaut: Was wäre zukünftig wünschenswert? Wie entwickeln sich die Zielgruppen? Welche Themen stehen für die Informationskompetenz vielleicht noch am Horizont? Der Tag war bestimmt von angeregten und vielfältigen Diskussionen mit einem knappen Schlussplenum, das noch Zeit für eine Runde durch die Oldenburger Universitätsbibliothek für einige Interessierte ließ.

Erfahrungsaustausch 2019

Erfahrungsaustausch IK 2019

Protokoll des Erfahrungsaustauschs Informationskompetenz NRW in Aachen

 

Moderation: Yvonne Brzoska, Gabriele Pinnen, UB RWTH Aachen

Teilnehmer: 25

TOP 1: Erfahrungsaustausch (10:00-12:00 Uhr)

Personalmangel

In fast allen Bibliotheken herrscht Personalmangel, während auf der anderen Seite neue Themenfelder wie Forschungsdatenmanagement oder Data Literacy, das Aufgabenspektrum von IK immer mehr erweitern. Die Bibliotheken reagieren darauf mit der Intensivierung des E-Learning-Angebots, bzw. mit Reduzierung des bestehenden Präsenzangebots, z.B. Schulungen nur noch auf Anfrage.

Die FHB Aachen setzt u.a. auf eine Konzentration auf Großveranstaltungen, wie z.B. die Studieneinführungsveranstaltungen, um ressourcenschonend viele Studierende gleichzeitig zu erreichen.

Die UB Bielefeld richtet den Focus wieder mehr auf die Vernetzung und Kooperation mit Forschung und Lehre um der angespannten Personalsituation zu begegnen.

Die UB Bonn verweist alle außeruniversitären Zielgruppen, wie Schülerinnen und Schüler an die Stadtbibliothek, um eine Entlastung zu erreichen.

Die UB Bochum verfügt über ein großes Schulungsteam und kann dank ausreichender Raumkapazitäten bis zu 4 Schulungen gleichzeitig abhalten.

 

E-Learning

Viele Bibliotheken nutzen die E-Learning-Plattform Moodle und YouTube, um ihre Angebote den Studierenden zugänglich zu machen.

An der UB Münster werden die Web Quests über Moodle in Zusammenarbeit mit den Fachbereichen gut angenommen.

Die UB Bonn hat für einige Formate nun Pecha-Kucha-Präsentationen im Einsatz, bzw. in der Planung und nutzt hierfür ein Chatboard.

Die FHB Aachen nutzt den OSMO-Mobil-Stick, um bedarfsgerecht, schnell und unkompliziert kleine Erklärvideos zu drehen.

Die UB Duisburg-Essen und die UB Bonn haben Tablets angeschafft, die aber noch nicht im Einsatz sind und für die noch Schulungsideen gesucht werden.

Bei den sozialen Medien wird vor allen Dingen Twitter und Facebook eingesetzt. Instagram hat sich bei den beteiligten Bibliotheken noch nicht durchgesetzt. Die UB und FHB Aachen nutzen Instagram, ebenso die Kunst- und Museumsbibliothek Köln.

Die Verlagerung von Präsensveranstaltungen auf E-Learning Angebote wurde kontrovers diskutiert. Einerseits bringen sie Entlastung in angespannten Personalsituationen, andererseits ist E-Learning nicht für jedes Thema geeignet. Hinzu kommt der Aktualisierungsbedarf, für den auch Personal benötigt wird. Bei E-Learning Angeboten, wie  Web Quests oder Webinaren ist oft im Nachgang noch Bearbeitungsbedarf. Besonders komplexe Sachverhalte lassen sich besser in Präsenzveranstaltungen vermitteln. Einige Kolleginnen/Kollegen berichteten, dass die E-Learning Angebote nicht gut angenommen und von Seiten der Studierenden und Fakultäten Präsenzveranstaltungen bevorzugt würden. Zusammenfassend wurde konstatiert, dass E-Learning nicht grundsätzlich die Lösung ist, sondern auch im Sinne der Nachhaltigkeit, sorgfältig geprüft werden müsse, welches Format zu welchem Thema passt.

Schulungsräume

Einigkeit bestand darüber, dass bei einer Neugestaltung von Schulungsräumen in Zukunft flexibles Mobiliar und flexible technische Ausstattung gefragt ist. In diesem Zusammenhang wurde verwiesen auf die Arbeit von Prof. Richard Stang an der Hochschule der Medien in Stuttgart, der u.a. zur Ausgestaltung von Lernumgebungen forscht.

Die UB Münster hat einen Gruppenarbeitsraum mit Quadern eingerichtet, die die Studierenden mieten können.

Schulungen

Citavi-Schulungen laufen bei allen Bibliotheken weiterhin mit großem Erfolg. Auch Coffee Lectures sind mittlerweile etabliert und werden nach wie vor überwiegend gut angenommen.

Die UB Bielefeld hat Coffee Lectures wegen räumlicher Probleme eingestellt.

Die UB Bonn und die UB Dortmund nutzen dieses Format für In-House-Schulungen.

 

TOP 2: Schreibberatung in der Bibliothek (12:00-13:00 Uhr)

Impulsvortrag: Andreas Bissels (Schreiblabor Bonn)

http://www.informationskompetenz.de/wp-content/uploads/2020/01/Vortrag_Schreibberatung-in-Bibliotheken.pdf

 

TOP 3: Kurse zur Quellenbewertung (14:00-15:00 Uhr)

Impulsvortrag: Christina Kläre (UB Duisburg-Essen)

http://www.informationskompetenz.de/wp-content/uploads/2020/01/Quellenbewertung_IK12-2019.pdf

 

TOP 4: Überlegungen zur Vernetzung und zur Neugründung einer neuen AG Informationskompetenz in NRW (15:00-16:00 Uhr)

Impulsvortrag: Kerstin Kaiser und Jana Fritze (UB Wuppertal, DIGI-KOMP.NRW)

https://www.dh.nrw/kooperationen/digi-komp.nrw-32

Das PDF des Vortrags konnte für eine Veröffentlichung nicht zur Verfügung gestellt werden. Der Link verweist auf die bereits veröffentlichte Projektdarstellung auf  der DH-NRW-Seite.